Segeltörn 2003 Rügen/Bornholm
   
Zeit: 24. Mai - 08. März 2003
   
Ort: Von Brege nach Lohme, Nexoe, /DK, Gudhjem / DK,
  Chistiansoe / DK, Hammerhavn / DK, Vitte, Brege
   
Boote: Bavaria 44 "Aglaia", L = 13,95 m
  Bavaria 41 "Elektra", L = 12,55 m
  Bavaria 38 "Cassiopeia", L = 11,85 m
  Bavaria 37 "Daphne", L = 11,55 m
   
Boot 1: Wolfgang I (Sk), Horst II, Norbert, Rainer, Wilfried
Boot 2: Jupp (Sk), Bernd , Manfred II, Rolf
Boot 3:  Andreas (Sk), Günther, Peter, Willi
Boot 4:  Horst I (Sk), Ingolf, Klaus, Wolfgang II
   
Besonderheiten: Luxustörn mit Einzelkojen, Traumwetter ohne Karibikzuschlag

 

Die Route

TÖRNBERICHT


Rügen - Bornholm - Rügen

CREW:
H. Jupp Jentjens (Sk)
Dr. Manfred Keller
Bernd Tekathen
Rolf J. Claßen

Schiff : Bavaria 41 - Elektra
Länge: 41 ft
Genua: 47 m2
Groß: 40 m2
Tiefgang: 1,95 m

Gesamtstrecke: 247 sm

Samstag, 24. Mai 2003

Nach individueller Anreise zum Starthafen Breege, traf die letzte Crew gegen 1530 Uhr an der Basis ein. Die Schiffe Aglaida (SK W. W. Haas), Elektra (SK H. J. Jentjens) Daphne (SK A.F. Prothmann) und Cassiopeia (SK H. Bester) wurden gecheckt und nach Beseitigung kleinerer Mängel (Funkgeräte, Lichter) übernommen. Auf der Elektra wurde von Bernd noch ein Laptop vorbereitet, wobei ein Spezialist der Basis noch einige Lötstellen einrichtete. Das Navigationsprogramm wurde installiert und bestand den Testlauf glänzend.
Ein abendliches Fischessen im Hafenrestaurant schloss den Vorabend ab, in dessen späteren Verlauf Manfred ein plötzliches Unwohlsein mit Bordmitteln aus dem Kühlschrank erfolgreich bekämpfte.


Sonntag, 25. Mai 2003

Unter Verzicht auf das ansonsten übliche Ausmaß der hygienischen Maßnahmen (es fehlten die Duschmarken) wurde nach dem Weckruf um 700 Uhr gegen 800 Uhr das Bordfrühstück gereicht. Währenddessen lief die Aglaida ohne Ansage mit unbekanntem Ziel aus.Um 900 Uhr verließen auch die Elektra und die Daphne den Hafen. Gegen 1100 Uhr passierten wir eine FKK-Yacht mit überwiegend männlicher Besatzung. Die Daphne, die zwecks ausführlicher Besichtigung der Yacht ihre Fahrt deutlich erkennbar reduziert hatte, viel deshalb in der Marschtabelle weit zurück. Gegen 1145 setzten wir bei schwachem Wind die Segel, die wir bei 1300 Uhr flautenbedingt wieder einholten. Unter Motor wurde der Kurs auf Sassnitz fortgesetzt. Unterwegs erreichte uns ein Notruf der Daphne, da dort ein akuter und mit Bordmitteln nicht behandelbarer Krankheitfall aufgetreten war. Der Anfangsverdacht auf Skorbut bestätigte sich indessen nicht. Vielmehr handelte es sich um die geimeine Seekrankheit, deren schwerer Verlauf möglicherweise durch die ausgiebige Besichtigung der oben erwähnten Yacht befördert wurde. Alle Skipper warfen den akribisch ausgearbeiteten Törnplan kurz entschlossen über Bord und steuerten den kleinen Hafen von Lohme an, wo sich der Kamerad Peter zusehend erholte.

Lohme, ein idyllischer Hafen an der Nordseite von Rügen, bestach besonders durch ein Restaurant, die LPG Daheim. Gigantische Fischportionen und haufenweise Bratkartoffel machten den Krankheitsfall zur Entdeckungsreise. Auf der Rückreise wollen wir hier möglichst noch einmal anlegen. Das Anlegen in Lohme ist allerdings ein besonderes Kapitel. Den interessierten Zuschauern wurde manch Vergnügliches geboten: Die Boxen waren durch Eisenpoller mit unterschiedlichen Abständen markiert und manche einlaufende Yacht klemmte ihr Boot zwischen den Pollern fest, weil man die eigene Breite unterschätzt hatte oder es sonst wie an den Augen hatte. Selbst der Zuruf „zu klein“ hielt einen (fremden) Skipper nicht davon ab, den Versuch zu unternehmen die Gesetze der Physik zu überwinden. Heiterkeit machte sich auf den bereits eingebuchteten Yachten breit.

Eine abendliche Bier- und Weinprobe auf den NAVIGARE-Yachten rundete den Tag ab.


Montag 26. Mai 2003

In der Zeit von 530 bis 615 Uhr liefen unsere Yachten aus Lohme aus. Regnerisches Wetter ließ nichts Gutes für den großen Schlag nach Bornholm erahnen. Auf der Elektra wurde ein spartanisches Frühstück gereicht, das bei schwerer See sehr zurückhaltend eingenommen wurde. Der Regen ließ alsbald nach, jedoch verabschiedete sich auch der Wind. Auf verschiedenen Kursen versuchten alle Crews mit mehr oder weniger Erfolg, etwas Wind einzufangen. Das Wetter wurde im Verlaufe des Morgens recht sonnig, jedoch ließ heftiger Seegang das Schiff und die Gedärme erzittern. Manch einer mag sich gefragt haben, warum er nicht zu Hause auf der Couch liegt und wer wohl die Idee zu diesem Törn gehabt hat.

Unser Skipper wurde nach durch ein Funkgespräch mit dem Commodore, der Lagebericht verlangte, an die Kajüte gefesselt und anschließend von Übelkeit übermannt. Standhaft brachte er das in einer solchen Situation übliche und nötige Opfer über die Reeling dar.

Nach 12 Stunden Fahrt und 65 sm erreichte wir ziemlich geschlaucht Nexö auf Bornholm. Zur Geselligkeit bestand wenig Muße und so versanken unsere Yachten schon recht früh in Dunkelheit.


Dienstag, 27. Mai 2003

Von Nexö setzten wir nach Gudhjem über. Bei schwachem Wind wurden die Segel gesetzt und wieder eingeholt und wieder gesetzt und wieder eingeholt. Die Crew nutzte die Segelzeiten, um das Mann-über-Bord-Manöver zu trainieren. Der Fender, der zu retten war, wurde natürlich geborgen. Beim ersten Mal allerdings etwas spät, womit für eine echte Person allerhöchste Besorgnis bestanden hätte. Dies gilt es noch zu verbessern. Weiterhin wurde das Drehen auf engstem Raum geübt. Am späten Nachmittag erreichten wir den kleinen Hafen von Gudhjem. In anstrengenden Spaziergängen durch das Örtchen in Hanglage holte man sich den Hunger für die anstehenden Delikatessen. Die Crew der Daphne labte sich am Fang von vier Fischen durch Andreas, der die Köstlichkeit - auf offenem Feuer auf der Hafenmole - in gewohnt perfekter Zubereitung darbot. Ein abendliches Fischessen auf der Dachterrasse der ortsansässigen Räucherei nach dem Motto All You Can Eat für 79 DKR schloss den Abend für die anderen Crews ab.


Mittwoch, 28. Mai 2003

Von Gudhjem ging es zur kleinen Granitinsel Christiansö. Der Hafen war in den Beschreibungen als schwer zu befahren angekündigt. Jedoch konnten wir nach dem Umfahren einiger Untiefen und geleitet von einem hilfsbereiten Hafenmeister unbeschädigt anlegen. Ein malerischer Fischerort mit beeindruckenden Festungsanlagen dient heute 120 Menschen als Heimat. Meistens Rentner der dänischen Marine, dann viele Fischer, zwei Lehrer, drei Handwerker, ein Arzt, aber kein Pfarrer, der kommt sonntags von Gudhjem herüber. Nach knappen zwei Stunden Aufenthalt wurden wir gegen Zahlung von abgezockten 100 DKR von der Insel entlassen, dennoch war der Besuch dieser Insel ein absoluter Gewinn. Weiter ging’s um 1300 Uhr nach Hammerhavn, wo wir um ca 1630 eintrafen. Einsamkeit umfing die NAVIGARE-Segler. Ein Hafen, der als Fluchthafen konzipiert wurde, wenn schwere See in diesem Fahrgebiet die Schifffahrt zum Aufsuchen von Schutzhäfen zwang. Bei bestem Wetter verlebten wir einen Bordabend und lernten den überaus freundlichen Hafenmeister kennen. Dieser half der Elektra mit einem Verlängerungskabel aus und zwar kostenlos und ohne Pfand (!), weil das bordeigene Stromkabel für den Landanschluss zu kurz geraten war. Auf diese Weise konnte die Kühlkette für das Bier im Kühlschrank sichergestellt werde.


Donnerstag, 29. Mai 2003

Die Nacht endete für die Crew der Elektra um 630 Uhr. Um 600 Uhr liefen wir als letzte Yacht von Hammerhavn aus. Ziel des großen Schlages zurück nach Rügen war wieder Lohme. Gegen 900 Uhr wurde nach längerer Diskussion über den Bordfunk und über diverse Handys zwischen den Schiffen Einigkeit über die Kursänderung nach Vitte auf Hiddensee hergestellt, die den Schlag um ca. 20 sm verlängerte. Mit Dieselwind erreichte die Elektra Vitte Nordhafen gegen 1800 Uhr. In dem immer enger werden Fahrwasser in der Ansteuerung des Hafens fuhr sich die Elektra im Bodden fest. Mit einigen vorwärts-rückwärts-Manövern unter voller Motorleistung kamen wir wieder frei. Nicht prämierungswürdig verlief dann das Anlegemanöver im Vitter Hafen. Unter lautstarker Kritik der bereits im Hafen liegenden Schwestercrews misslang die erste Einfahrt in die Box. Die engagierte Hilfe von Günther sollte den zweiten Versuch zum Erfolg führen. Durch einen missverständlichen Zuruf „Ziehen“ eines an der Aktion nicht Beteiligten, während das Seil für die erneute Ausfahrt aus der Box freigegeben wurde, geriet Günther - auf einem Nachbarschiff stehend - aus dem Gleichgewicht und stürzte. Er rettete sich vor einem Bad im Hafenbecken durch eine equilibristische Körperdrehung, die die Beinmuskulatur über Gebühr beanspruchte und zu vorübergehender Lahmheit führte.


Freitag, 30. Mai 2003

Die oberste Marineleitung hatte den Vormittag zur freien Verfügung der Mannschaft gestellt. Ein Teil der Dienstgrade unternahm eine Radtour über die Hiddensee, ein anderer Teil ließ sich mit einer zweispännigen Kutsche über die Insel fahren. Man besuchte den Ort Kloster, die dortige schöne Kirche und den angrenzenden Friedhof, auf dem Gerhard Hauptmann begraben liegt. Das Örtchen Grieben wurde noch mitgenommen, von dem sich ein schöner Blick auf den bekannten Leuchtturm von Hiddensee bot. Für die Rückfahrt schlug unser Gespannführer den Weg am Strand entlang ein. Wilfried, der für ein Foto die Kutsche verlassen hatte, wurde zu einer Meisterleistung gefordert um im Laufschritt die im versammelten Trab der Pferde kutschierende Gesellschaft wieder zu erreichen.

Gegen 1500 Uhr brachen alle Schiffe zur Rückfahrt nach Breege, dem Heimathafen der Charteryachten, auf. Die Elektra hatte mit ihrem Tiefgang von 1,95 m wieder einmal Grundberührung, obwohl sie sich exakt auf dem Tonnenstrich bewegte. Dennoch erreichte sie um 1503 Uhr als erste Yacht das Ziel Breege. Die Crew erhob das Glas auf die Tatsache, dass sie damit in der Gesamtwertung des Törns gewonnen hatte, obwohl sie in den Etappen viermal von anderen Schiffen um Wimpernschläge abgehängt wurde. Bedauerlicherweise wurde der Sieg von den anderen Crews nicht in angemessenem Maße gewürdigt.
Nach Betankung des Schiffes verlegten wir das Schiff auf seinen Ankerplatz und begannen mit der Aktion Klar Schiff. Danach versammelten sich alle Crews im Hafenrestaurant und nahmen das Abschiedsmenü ein. Bis Mitternacht wurde dann noch Manöverkritik geübt, die künftige Törns noch attraktiver machen soll.

Und so ging auch diesmal wieder ein beeindruckender Törn gut zu Ende, für den alle Teilnehmer dem Commodore bzw. den Skippern zu Dank verpflichtet sind.


Samstag 31. Mai 2003

Heimfahrt nach Abwicklung der Formalitäten mit dem Vercharterer.

Breege, 31. Mai 2003
Die Crew der Elektra


Samstag, 31. Mai 2003