Segeltörn 2004 England
   
Zeit: 04.Juni - 14.Juni 2004
   
Ort: Ostende - Dover - Portsmouth - Cowes - Isle of Wight - Cowes
  Brighton - Eastbourne - Dover - Nieuport - Ostende
   
Boote: Benetau "Merenque", L = 12,78 m
  Benetau "Jazz", L = 12,71 m
  Oceanis 361 "Salsa", L = 11,20 m
  Oceanis 373 "Rumba", L = 11,25 m
   
Boot 1: Haas (Sk), Markens, Keller, Kamphausen, Kleiner, Kallies, Haus
Boot 2: J.Jentjens (Sk), Porst, Claßen, Heidbreder, Pohl
Boot 3:  Prothmann (Sk), Hünich, H.Jentjens, Pooth
Boot 4:  Bester (Sk), Schuth, Wolken, M.Weikopf
   
Besonderheiten: Begegnung mit dem Flugzeugträfer "Charles de Gaulle"

Der Segeltörn 2004, Arbeitstitel: „England, wir kommen“ ist gelaufen. Zwanzig NAVIGARE- Segeifreunde sind nach zehn Segeltagen um ein Rieseneriebnis reicher wieder zurück in heimatlichen Gefilden. Alles hat hervorragend geklappt. Die sorgfältige und umfassende Törnplanung hat sich als richtig herausgestellt. So konnte die zur Verfligung stehende Zeit optimal genutzt werden.

Wir segelten in einem der anspruchsvollsten, aber auch schönsten Reviere der Welt. Gewohnt NAVIGARE- freundliches Wetter erleichterte den Skippern und Crews natürlich die Aufgaben. So konnte vor Ort einiges unternommen werden, um Land, Leute und Kultur ein wenig besser kennen zu lernen.

Zu Gast waren wir in tadellos organisierten Yachthäfen. Hilfsbereite, freundliche, eben typisch britische Hafenmeister gehören offensichtlich in England ebenso zum Standard, wie großzügige und gepflegte sanitäre Einrichtungen. So manches Land, das wir in den letzten Jahren besuchten, kann sich davon locker eine Scheibe abschneiden.

Nicht überzeugen konnte allein die englische Küche. Schlechte Erfahrungen aus der
Vergangenheit hatten die NAVIGARE- Crews schon auf dem Vorwege veranlasst,
einiges an Lebensmitteln mitzunehmen. Zur Bordversorgung gehörten natürlich auch
Getränke. Kamerad Wilfried Markens hatte schon frühzeitig in Holland 600 Stück
Getränke in (pfandfreien) Dosen geordert.

Den Skippern, Navigatoren und Crews wurde auf diesem Törn eine ganze Menge abverlangt. Der allgemein hohe NAVIGARE- Ausbildungsstandard verlangte förmlich einmal nach einem Törn mit entsprechendem Schwierigkeitsgrad. Der Törn 2004 „England, wir kommen“, wurde diesem Anspruch ebenso gerecht, wie die vier NAVIGARE- Skipper und deren Crews. Alle werden noch etwas dazugelernt haben-die Seglergemeinschaft NAVIGARE entwickelt sich weiter.

Auch der diesjährige Törn ging, wie immer, viel zu schnell zu Ende. Die Vielzahl von positiven Außerungen seitens der Teilnehmer lassen den sicheren Schluß zu, dass es offensichtlich allen gefallen hat. Schon bald werden wir sicher wieder einmal zusammen sitzen, um von vergangenen Törns zu schwärmen und natürlich, um die nächsten Törns zu planen.


Freitag, 4.6.2004 . . der erste Tag

Endlich geht die Reise los! Schnell sind die Kameraden eingesammelt. Der gesamte
Proviant, die Getränkedosen (pfandfrei) und große Teile des Gepäcks werden in Willi
Kallies Lieferwagen- ähnlichem Fahrzeug untergebracht.

Die Fahrt geht über die Autobahn, vorbei an Antwerpen, flott in Richtung Ostende. Zwischendurch ein Kaffee- Ankunft im Mercatorhafen gegen 15.00 Uhr. Wir haben genug Zeit. Also erst einmal ein ausgedehnter Spaziergang durch Ostende. Die Promenade präsentiert sich als Großbaustelle. Bis zum Beginn der Hochsaison wird sicher alles fertig sein.

Nach und nach treffen die Kameraden ein. Wir beginnen, die Schiffe zu beladen.

Unmengen von Proviant sind zu verstauen. Der Kühlschrank rennt nicht zuletzt im Interesse gepflegter Getränke ununterbrochen. Die Kojen und Kabinen werden verteilt, das Gepäck verstaut. Langsam wird es gemütlich auf den Schiffen.

Die offizielle Übernahme der Schiffe, alle in tadellosem Zustand, zieht sich in die Länge. Wir entschließen uns, hierim Mercatorhafen zu übernachten, um Samstag früh frisch und munter Richtung England die Segel zu setzen.

Das Abendessen aus bordeigenen Mitteln besteht aus Nudelsalat und Frikadellen. Kompliment an Bridget Markens, der wir den schmackhaften Nudelsalat zu verdanken haben.

Noch ein paar Bierchen, ein Gläschen Wein, langsam geht der Anreisetag zu Ende....

Samstag, 5.6.2004 . . der zweite Tag

Aufstehen, so nach und nach, ab 5.30 Uhr. Ein opulentes Frühstück ist um 6.30 Uhr perfekt vorbereitet. Alle langen ordentlich zu. Auch auf den anderen NAVIGARESchiffen sind rege Aktivitäten zu beobachten. Schnell noch den Abwasch- der Törn kann endlich starten.

Die Schiffe legen jetzt, eines nach dem anderen, ab, um sich in Richtung Schleuse in Bewegung zu setzen. Angeblich beginnt der Schleusenbetrieb um 8.00 Uhr. Aber da haben wir die Rechnung ohne das Schleusenpersonal gemacht.

Es befinden sich jetzt sieben Schiffe im Vorhafen, nahe dem Schleusentor. Gegen
8.20 Uhr bewegt sich ein Beamter, offensichtlich vom Schleusenpersonal, in
Richtung Vorhafen um die allmählich unruhig werdenden Wartenden durch laute
Zurufe: „Du Nr. 1.. .du Nr. 2.. .du Nr. 3“ u. s. w. zu nummerieren.

Nach dieser umständlichen, daffir aber völlig unsinnigen Prozedur wird mit etwa einstündiger Verspätung das Schleusentor geöffhet. Die Schiffe laufen, entsprechend der vorbezeichneten Nummerierung nacheinander in die Schleuse ein. Vor- oder Nachteile durch die Nummerierung konnten nicht festgestellt werden, zumal alle sieben wartenden Schiffe in einer Charge geschleust wurden. Hier hat wieder einmal laut und deutlich der Amtsschimmel gewiehert.

Endlich ist die Schleuse passiert! Es geht noch durch den Fischereihafen, den
Fährhafen und schon sind wir auf freiem Wasser. Die Segel werden gesetzt, Groß und
Genua 100 %‚ bei Wind um 3, in Böen bis 4. Schönes Segeln bei leichter Krängung
und Kurs um 270°.

Mittagessen: Grüne Bohnensuppe mit herzhafter Mettwurst.

Gegen 14.00 Uhr befinden wir uns zwischen Dünkirchen und Calais, ca. 6 Sm auf
See. Ab 15.15 Uhr laufen wir mit zusätzlichem Dieselwind. Um 17.30 Uhr beginnt
die Querung des Verkehrstrennungsgebietes, Kurs 312°, Stromversatz ca. 10°.
Problemlos und ohne Begegnungen passieren wir das Verkehrstrennungsgebiet. Ab
19.30 Uhr nehmen wir direkten Kurs auf Dover.

 

 

 

Ankunft in Dover gegen 20.45 Uhr. Vom Hafenmeister werden wir mit bemerkenswerter Freundlichkeit und Höflichkeit eingewiesen. In Abständen von etwa 10 Minuten laufen die NAVIGARE- Schiffe nacheinander ein.

Ein schöner Segeltag wird noch mit einigen Bierchen begossen...


Sonntag, 6.6.2004 . . der dritte Tag

Nach dem langen Segeltag gestern beginnt das Aufstehen heute völlig ohne Not
schon ab 7.00 Uhr. Gefrühstückt wird, wie immer ausgiebig, mit allem was die
Pantry hergibt. Für heute ist der viel diskutierte 24-Stunden-Törn von Dover nach
Portsmouth angesagt. Das Wetter spielt mit, blauer Himmel, Wind 2-3.

Zuvor geht es noch einmal in Ruhe durch Dover, den Ort in sonntäglicher Ruhe ein wenig kennen lernen, auch fehlende Lebensmittel sind nachzubunkern. Ein Supermarkt ist ab 10.00 Uhr geöffnet. Das Angebot insgesamt ist phantastisch. So muß es wohl an der Art der Zubereitung liegen, wenn die englische Küche nicht unbedingt den allerbesten Ruf genießt.

Allgemeiner Start zum 24-Stunden-Törn ist gegen 11.30 Uhr. Im Vorhafen legt gerade eine Sea Cat- Schnellfähre ab. Wir beobachten das Manöver. Die Fähre nimmt schnell Fahrt auf, es dauert eine ganze Weile, bis sich das Wasser im Vorhafen wieder beruhigt.

Kaum aus dem Hafen, werden die Segel gesetzt, Groß und Genua 100 %‚ Fahrt mäßig, 3- 4 Kn. Es geht gegen an. Holebug und Streckbug im ständigen Wechsel. Am Nachmittag ist enormer Stromversatz zu beobachten. Unweit von Kap Dungeness zeitweilig Fahrt mit zusätzlichem Dieselwind. Zwischendurch wird komfortabel zu Mittag gegessen:

Filetgeschnetzeltes an Champignons, Butterreis

Weiter geht die Fahrt. Gegen 2 1.00 Uhr schläft der Wind völlig ein. Es wird Zeit, etwas zu Abend zu essen. Es gibt unspektakulär:

Schnittchen, üppig belegt mit Wurst vom Bauern, Käse

Die bäuerliche Wurst ist natürlich nicht unbedingt als diätetisches Lebensmittel geeignet, geschmeckt hat sie aber trotzdem.
Gegen 22.00 Uhr geht langsam die Sonne unter. Weiter geht die Fahrt vorbei an LT Royal Sovereign in Richtung LT Eastbourne. Die Nachtfahrt unter Motor erfolgt mit reduzierter Drehzahl. Wir laufen bei 1500 U/min immerhin 5 Kn, was völlig ausreicht, um morgen früh bei Tageslicht mit der Ansteuerung von Portsmouth zu beginnen. Nützlicher Nebeneffekt der reduzierten Drehzahl ist natürlich auch der geringere Schailpegel.

Gegen Mitternacht sind vier Mann auf Wache, drei Mann schlafen, hoffentlich den
Schlaf des Gerechten. Die Nacht ist nicht völlig dunkel. An der Küste sind
Lichterketten der Städte Eastbourne, Newhaven, Brighton auszumachen. Weiter
draußen auf See sieht man eine große Zahl von Schiffen in Richtung Atlantik

Montag, 7.6.2004 . . der vierte Tag

Es ist nicht kalt, eher frisch in dieser Nacht. Die Sicht ist ausgezeichnet. Die vielen Lichter an Land und auf See machen neugierig, sie mit dem Fernglas zu beobachten und zu beurteilen. Der Längengrad „0“ wird gegen 02.01 Uhr gequert. Etwa zeitgleich taucht in südöstlicher Richtung scheinbar aus dem Meer der Mond auf, riesengroß in gelb- roter Färbung. Ein phantastisches Bild!

Gegen 02.30 Uhr ist Wachwechsel. Die Fahrt in den nächsten Stunden verläuft planmäßig- keine besonderen Vorkommnisse. Gegen Morgen wird es kühl, ein wenig diesig. Ab 07.30 Uhr beginnt die Ansteuerung des Solent. Der Schiffsverkehr nimmt aus allen Richtungen dramatisch zu. Rund um uns herum Frachter, Fähren so groß wie Hochhäuser, Katamaran- Schnelifähren, eine Hovercraft saust durch das Gewimmel, hinter uns kommt riesengroß ein Flugzeugträger mit mehreren Begleitfregatten auf.

Wir laufen präzise am Tonnenstrich in Portsmouth ein, biegen ab in die sehr schön gelegene Haslar- Marina. Gegen 12.00 Uhr liegen wir bei traunihaftem Wetter fest am Steg. Die Jazz mit Skipper Jupp Jentjens ist schon etwas früher eingetroffen. Wenig später folgen die Salsa und die Rumba. Der 24- Stunden- Törn, der die Voraussetzungen flur den geplanten Törnverlauf schaffen musste, ist völlig problemlos verlaufen!

Am Hafen festgemacht ist ein ausrangiertes Feuerschiff, welches vom örtlichen
Yachtclub bewirtschaftet wird. Im Unterdeck befmden sich großzügige sanitäre
Einrichtungen. Hier wird erst einmal ausgiebig geduscht.

Am Nachmittag besuchen wir Portsmouth- City. Wir durchstreifen die Altstadt. Im Hafen erkennen wir in einiger Entfernung die „Victory“, das Schiff, mit dem Admiral Lord Nelson 1805 erfolgreich die Schlacht von Trafalger schlug. Auf die mögliche Besichtigung haben wir verzichtet. Der aufmerksame Leser soll uns deshalb bitte nicht als Kulturbanausen einordnen. Die Zeit war einfach zu knapp. Außerdem ist die „Victory“ nur Teil eines stadtteilgroßen Marinemuseums. Für einen Besuch sollte man schon einen ganzen Tag einplanen. Wir werden dies bei Gelegenheit sicher nachholen.

Den Abend verbringen wir mit der ganzen Truppe im Restaurant des Yachtclubs, weIches sich ebenfalls in dem ausrangierten Feuerschiff befindet. Die Küche hält sich, wie gewohnt, in Grenzen. Den restlichen Abend verbringen wir auf den Schiffen, besuchen uns gegenseitig, es wird dabei natürlich auch ein wenig Seemannsgarn gesponnen und das eine oder andere Bierchen getrunken.


Dienstag, 8.6.2004 . . der fünfte Tag

Nach dem ausführlichen Frühstück, diesmal mit frischen Baguettes, ansonsten wie immer mit Wurst, Schinken, Eiern, Käse, Marmelade und sogar Nutella flur einzelne Liebhaber, wird „Klar Schiff‘ gemacht. Auch der Proviant mußte noch vervollständigt werden. Eine neue Flasche „Ableger“ ist ebenfalls besorgt worden. Der reichlich vorhandene „Ableger“ erfreute sich offensichtlich „unter der Hand“ regen Zuspruchs und war bereits verbraucht.

Gegen 10.45 Uhr legen wir ab in Richtung Cowes, Isle of Wight. Kaum auf dem offenen Solent, werden die Segel gesetzt, 6,5 Kn hoch am Wind! Das ist nicht schlecht, leider stimmt der Kurs nicht. Nach einiger Zeit fallen wir ab auf raumschots Kurs.

Unseren Flugzeugträger, er liegt etwas abseits von Portsmouth auf Reede, erkennen wir jetzt als die „Charles de Gaulle“. Wir segeln in einigem Abstand vorbei und sehen Soldaten die geschäftig auf dem Deck hin- und herlaufen. Eine größere Zahl von Jagdflugzeugen steht an Deck und wartet wohl auf Einsätze.

 

Gegen Mittag ankern wir auf Position: 50° 47,6‘ N ‚ 001° 15,l°W Das Mittagessen ist gerichtet: Kasseler an Sauerkraut, Kartoffelpüree

Nach dem Essen verschlechtert sich das Wetter, der Wind nimmt erheblich zu. Wir verholen uns in den nahen Yachthafen von Cowes. Gegen 15.15 Uhr liegen wir fest am Steg. Wir liegen sehr schön in unmittelbarer Nähe zum Ort.

Der Solent mit Cowes sind das absolute Mecka der Segler. Eine Vielzahl von Regatten werden hier ausgesegelt. Jährlich findet im Frühjahr eine Großveranstaltung für Segler statt, an der unzählige Yachten teilnehmen. Alle Yachthäfen weit und breit sind dann bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Wir schlendern durch das schöne Städtchen Cowes. Kamerad Norbert Kamphausen besorgt sich einen neuen Hut. Es ist ein Stetson, so wie ihn der Fiesling J.R. Ewing aus der gleichnamigen Fernsehfamilie trägt. Der neue Hut steht unserem Norbert übrigens ausgezeichnet. Der freundliche Wirt „unseres“ Pubs in dem wir eine gehörige Anzahl Pints trinken, spricht Norbert an und fragt, ob er wohl zu dem Schauspielerensemble gehöre, welches den Film „Jurassic- Park drehte.

Ein feuchtfröhliche Abend geht langsam aber sicher zu Ende...


Mittwoch, 9.6.2004 . . der sechste Tag

Das Wetter heute: bewölkt, etwas frisch, Wind um 3, am Nachmittag auflockernde Bewölkung. Für den heute geplanten Inselausflug also ganz in Ordnung.

Seglerische Aktivitäten sind für heute nicht geplant. Das Land, die Isle of Wight wollen wir ein wenig erkunden,. Wir fahren mit dem Bus zur Inselhauptstadt Newport, steigen um in einen „oben ohne“- Doppeldecker- Bus und gehen auf die angesagte Besichtigungstour. Sie führt uns durch den südwestlichen Teil der Insel nach Yarmouth und zu den Needles. Der Ausblick von der 1862 erbauten Festung Old Battery auf die Needles ist einfach atemberaubend. Insgesamt darf man die Isle of Wight wohl als natürlich ursprünglich bezeichnen, die Vegetation ist üppig. Der Golfstrom meint es gut mit der Insel.

 

 

 

Unter dem Motto: „Schadenfreude ist die reinste Freude“ lachte sich der Kamerad Manfred Weikopf beinahe krank, als er ein paar Kameraden sah, die zu früh ausgestiegen waren und nun bergauf hinter dem Bus herliefen. Wahrlich ein Bild für die Götter. Zur Stunde ist nicht bekannt, ob es Kameramann Rolf gelungen ist, den lustigen Teil des Missgeschickes laufend digital festzuhalten.

Nach einem eher provisorischen Fish and Ships- Mittagessen gibt es aus der bordeigenen Pantry am Abend ein kräftiges Mahl:

Grünkohl mit Mettwurst

Im Verlaufe des Abends rinnen noch eine größere Anzahl Bierchen durch durstige
Kehlen. Bald geht es in die Kojen. Schon um 05.30 Uhr wird wieder einmal der
Weckruf „Reise, Reise“ ertönen...


Donnerstag, 10.6.2004 . . der siebte Tag

Das Wetter: zunächst Regen, kein Wind, ab Mittag Wind 3-4 aus Süd.

So ganz ohne Weckruf „Reise- Reise“ schon ab 05.30 Uhr jede Menge Aktivitäten an
Bord. Nach einem fürstlichen Frühstück legen wir gegen 06.30 Uhr ab. Wir fahren
mangels Wind unter Motor. Unser Tagesziel ist das bekannt mondäne Seebad
Brighton.

Schon bald begegnen wir „unserem“ vor Portsmouth auf Reede liegenden Flugzeugträger „Charles dc Gaulle“. Nach dem dieser passiert und unser Kurs bereits Richtung Brighton abgesetzt war, erkannten wir plötzlich rege Betriebsamkeit auf der „Charles de Gaulle“. Die Anker wurden gelichtet, der Flugzeugträger nahm Fahrt auf, sein Kurs entsprach etwa unserer Kiellinie. Schnell wurde der vermeintliche Kontrahent größer.

Noch bevor die Sache heikel wurde, erreichte uns ein Schnellboot der englischen
Küstenwache. Mit der typischen britischen Gelassenheit wurden wir gebeten, einen
seitlichen Abstand von 500 Metern zum Flugzeugträger zu halten. Wir kamen dieser
Bitte natürlich sofort nach, änderten unseren Kurs auf die unweit vor Anker liegende
Seacloud 2, der wir schon einmal, nämlich 2002 vor Korsika, begegnet sind.

Nachdem die Situation geklärt ist, steuern wir ab etwa 10.00 Uhr die Meerenge Street Boulder an, die dann gegen 10.30 Uhr problemlos passiert wurde. Gegen 13.40 Uhr befinden wir uns auf Höhe Shoreham by Sea.

Es ist Mittag. Aus der Pantry duftet es verdächtig. Küchenmeister Wilfried Markens hat sich, allen Unkenrufen zum Trotz, entschlossen, unser Nationalgericht zuzubereiten:
Reibekuchen an Norwegischem Wildlachs

Gegen 15.00 Uhr laufen wir in die Brighton- Marina ein. Im Gespräch mit den nachfolgenden Kameraden stellen wir fest, dass wir, unter Motor, etwa eine Stunde vor dem aufkommenden Wind hergefahren sind. Schon bald steigt der Wind im Hafen auf Stärken von 5 bis 6.

Wir besuchen Brighton. Herrliche alte Fassaden, die große Seebrücke, die unendlich lange Promenade, man kann sich kaum satt sehen. Wir verschaffen uns etwas Uberblick, schlendern langsam zurück. Schon in Hafennähe entdecken wir einen Pub, der mit alten Materialien, Mobiliar und allerlei, teils antiken Gegenständen, eine echt nostalgische Atmosphäre bietet. Es ist schön und gemütlich hier. Wir trinken ein paar Pints, bevor wir uns langsam in Richtung Schiffe verholen.


Freitag, 11.6.2004 . . der achte Tag

Das Wetter heute: wolkig bis heiter, Wind 4-5, zunehmend

Wir haben reichlich Zeit heute. Nach dem gewohnt guten und reichhaltigen
Frühstück bereiten wir uns langsam auf das Auslaufen vor. Tagesziel für heute ist
Eastbourne, gerade mal 30 Seemeilen entfernt. Wir haben verabredet, dass alle
Schiffe kurz hintereinander auslaufen, damit Rolf, wie immer an der Kamera, ein
paar möglichst dramatische Segeiszenen drehen kann.

Nach dem Auslaufen, gegen 10.00 Uhr, setzen wir sofort die Segel. Groß mit Reff 2,
Genua 50 %. Später schütten wir ein Reif aus, verlängern die Genua auf 75 %.
Fahrt: 6-7 Knoten, führ wahr, es wird ein richtig schöner Segeltag heute. Auch die
Küche kann sich sehen lassen, es gibt:

Gulasch an Nudeln, Bohnensalat

Wir erreichen Eastbourne gegen 15.45 Uhr. Eastboume ist der einzige Hafen auf unserem diesjährigen Törn, der nur durch eine Schleuse erreichbar ist. Die Schleuse jedoch kann jederzeit angelaufen werden, wird Tag und Nacht bedient und stellt somit kein Hindernis dar.

Ein Kurztrip in die City von Eastbourne überzeugt uns von der Schönheit des alten und immer noch exklusiven Seebades. Wir kaufen ein paar fehlende Lebensmittel ein, damit das Frühstück morgen früh in gewohntem Umfang stattfinden kann. Mit Rücksicht auf fußkranke Kameraden treten wir schon bald den Rückzug in Richtung Hafen mit dem Taxi an.

Heute kam es erstmalig zu einem Engpass bei der Bierversorgung. VersorgungsMaat Wilfried Markens bereinigte die schlimme Situation unbürokratisch, in dem er bei weniger durstigen Kameraden eine komplette Palette Bier (preiswert) übernahm.

Eine gehörige Anzahl Bierchen strömte im Verlaufe des gemütlichen Abends noch durch die durstigen Kehlen.


Samstag, 12.6.2004 . . der neunte Tag

Gut gefrühstückt, gut gelaunt legen wir gegen 08.15 Uhr ab. Es geht durch die
Schleuse, raus auf See. Heute scheint sogar das enorme Schlafbedürfhis unseres
Kameraden Georg Haus zumindest nachgelassen, möglicherweise sogar abgeschlafen
zu sein.

Unser Tagesziel ist heute Dover. Die Distanz beträgt immerhin 50 Seemeilen. Der Wind ist launig heute morgen, er raumt, schralt, fällt böig ein. Wir experimentieren mit den Segelstellungen, segeln dann aber mit ausgebaumter Genua, kommen gut voran.

Vorbei an Hastings nehmen wir Kurs auf Dungeness. Der Wind fällt jetzt deutlich vorlicher ein. Wir segeln mit halbem Wind. Zu Mittag gibt es:

Kräftige Rindfleischsuppe mit Nudeleinlage an Krakauer Rauchwurst

Am Nachmittag fallen immer wieder starke Böen ein, die uns aber nützlich sind und mit erhöhtem Tempo in Richtung Dover treiben. Wir legen gegen 20.15 Uhr in Dover an. Es war ein perfekter Segeltag heute, den wir natürlich ausgiebig begießen.


Sonntag, 13.6.2004 . . der zehnte Tag

Das Wetter heute: schön, Wind um 5

Gegen 08.00 Uhr legen wir in Dover ab. Tagesziel ist Nieuportl Belgien. Die zu segelnde Distanz beträgt 60 Seemeilen. Eben aus dem Hafen, werden die Segel gesetzt. Wir setzen zunächst Groß und Genua 100 %‚ wollen die weitere Entwicklung des Windes abwarten.

Etwa 1,5 bis 2 Seemeilen voraus ist die „Jazz“ erkennbar, die mit verkürzten Segeln schon bald in das Verkehrstrennungsgebiet einläuft. Die Kameraden auf der Merenque, wen wundert‘s, entwickeln plötzlich riesengroßen Ergeiz. Sie wollen sich mit der „Jazz“ seglerisch anlegen und aufjeden Fall zuerst in Nieuport ankommen.

Die Taktik wird festgelegt: wir biegen etwa eine Seemeile später als die „Jazz“ in das
Verkehrstrennungsgebiet ein. Wir binden kein Reff, wegen der zum Teil starken
Krängung bleiben die Schoten jetzt ständig besetzt. Der Kurs wird 10° weniger steil
angelegt als der Kurs, den die „Jazz“ erkennbar läuft. Wir laufen somit hoch am
Wind. Wir nehmen mit jeder Böe alles, was wir nach Luv geschenkt bekommen. Die
Fahrt liegt jetzt bei 7 Knoten.

Das Verkehrstrennungsgebiet ist in weniger als zwei Stunden problemlos gequert. Das Verkehrsaufkommen war heute eher gering, so dass wir keinerlei Begegnungen mit der Berufsschiffahrt hatten. Wir fallen ab und segeln in einiger Entfernung entlang der französischen und später der belgischen Küste in Richtung Nieuport. Die „Jazz“ dürfte inzwischen rund 3 bis 4 Seemeilen hinter uns liegen.

Auf Grund des anstrengenden Luv- Kampfes servierte Küchenbulle Wilfried heute Mittag sparsam nur eine so genannte „Rennfahrersuppe“.

Gegen 16.30 Uhr kommen wir in Nieuport an. Heute wird im Hafenrestaurant fürstlich und obendrein sogar noch preiswert zu Abend gegessen. Später, wir sind wieder auf den Schiffen, wird abermals das Bier knapp. Wieder klärt Wilfried die unangenehme Situation durch Zukauf bei weniger durstigen Kameraden.


Montag, 14.6.2004 . . der elfte Tag

Das Wetter heute: heiter bis wolkig, Wind um 2.

Die tadellosen sanitären Einrichtungen des Hafens werden noch einmal ausgiebig benutzt. Zum Frühstück heute morgen werden die Reste verbraucht. Es scheint, dass die Kameraden trotzdem alle satt geworden sind.

Wir legen gegen 09.30 Uhr ab. Die Schiffsffihrung obliegt heute dem Kamerad Dr. Manfred Keller. Nachdem wir den Verbindungskanal Hafen / Meer passiert haben, setzen wir die Segel, Groß und Genua 100%.

Es wird ein leichtes, angenehmes segeln bei achterlichem Wind und immerhin 4 Knoten Fahrt. Schon gegen 12.00 Uhr befinden wir uns im Hafen von Ostende vor der Schleuse. Der umständliche „Beamte“, dessen unselige Tätigkeit wir Eingangs unseres Töms beschrieben haben, scheint heute keinen Dienst zu haben. Die Schleusung verläuft dafür unkompliziert und normal. Gegen 12.30 Uhr liegen wir wieder an unserem Ausgangspunkt fest.

Es gilt, die Ausrüstung und das Gepäck wieder in den Fahrzeugen zu verstauen. Die
Schiffe werden gereinigt, Verbrauch wird abgerechnet. Es folgt die Übergabe der
Schiffe an den Vercharterer. Dieser äußerte sich hoch zufrieden mit den
NAVIGARE- Crews. Nichts wäre beschädigt oder gar zerstört worden. Die Schiffe
sind in bestem Zustand zurückgegeben worden.

Wir blicken noch einmal zurück, steigen in unsere Autos, fahren los.

Der Törn 2004 „England, wir kommen“ ist unwiderruflich zu Ende