Segeltörn 2007
   
Zeit: 20.Mai - 27.Mai
Ort: Britische Kanalinseln
   
   
Boot 1: DUFOUR 45 " Etoile du Tregor""
Crew: Skipper: Haas / Co-Skipper: Markens
  Hünich, Kallies, Dissen, Ilmer
   
Boot 2: ALLURES 40 "Fri-FurchIII"
Crew: Skipper: Bester / Co-Skipper: Wolken
Kuls, Hinck, Kaninekens
   
Hafen: Saint-.Malo / Frankreich, Port des Bas- Sablones
   
Distanz: 154 Sm
   
Besonderheiten: Missglücktes Anlegemanöver
   

Schon bei den ersten Planungen, bis hin zu den konkreten Vorbereitungen war klar, dass der diesjährige Frühjahrstörn „Britische Kanalinseln 2007“ in einem besonders anspruchsvollen Revier stattfinden wird.

Wind, See, das ganze Wetterverhalten sind vom Atlantic stark beeinflusst. Der maximale Tidenhub in diesem Revier kann gut und gerne bei Springzeit bis zu 12m betragen. Die daraus resultierenden Strömungen bis zu 3,8 Kn bei Nipptide sowie sage und schreibe 6,8 Kn bei Springtide, sind bei der Navigation zu berücksichtigen. Kein Revier also für Anfänger.

Unmittelbar vor der Abreise kam die Absage des Kameraden Jens Weikopf. Leider konnte der Jens aus aktuellen, geschäftlichen Gründen plötzlich am Törn nicht teilnehmen. Somit fehlte uns ein überaus guter und begeisterter Segler. Lieber Jens, mach Dir nichts daraus, beim nächsten mal soll es sicher wieder klappen.

Schon seit vielen Jahren in hohem Maße bewährt hat sich die Einkaufspolitik des Kameraden, Co-Skipper und Smutje Wilfried Markens. Die Vorräte an Lebensmitteln, dazu gehören natürlich auch die Getränke, haben wie in den Jahren zuvor mit erstaunlicher Präzision gepasst. Durch reichhaltige, kräftige und abwechselungsreiche Kost verwöhnt, war der Kamerad Wolfgang ilmer aus Bad Oldesloe am Ende des Törns baff erstaunt, als seine Waage gut und gerne drei Kilo mehr anzeigte, als vor dem Törn.

Dem Kamerad Wilfried Markens sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die enormen Leistungen in der Kombüse und an Pött und Pann gesagt. Man stelle sich das wie folgt vor: der Wilfried kocht immer, bei jedem Wetter, bei jeder Lage. Ab etwa 20 Krängung wird der Topf auf dem Herd mit Bindedraht festgebunden. Auf jeden Fall kommt das Essen immer pünktlich auf den Tisch, Dank Wilfried.

Mit dem Vercharterer Naviloc in St. Malo waren wir gut bedient. Einigen, schon früher angereiste Kameraden, wurde für die Übernachtungen ein zur Zeit nicht verchartertes Schiff kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kameraden nutzten die Zeit, um sich ein wenig in der geschichtsträchtigen Gegend umzusehen.

So gab es auch in diesem Jahr einen touristischen Teil des Törns. Wir beschäftigten uns noch vor dem Törn mit der Altstadt von St. Malo, Mount St.Michel und einem in einer Burg untergebrachten Cap Hornier Museum. Dem Unterzeichneten ist völlig klar, dass der besuchte Teil Frankreichs noch weit mehr zu bieten hat. Bedingt durch die Kürze der Zeit konnte man sich aber nur einen, leider unvollständigen Überblick verschaffen.

Navigatorisch in hohem Masse spannend entwickelte sich die Durchfahrt durch die Iles Chaisey. Es handelt sich um ein etwa 12 Quadratseemeilen großes Revier bestehend aus Felsen und Riffen. Auf Grund starker Winde und Strömungen musste mit Vorhaltewinkeln von bis zu 30° navigiert werden. Auch diese Herausforderung wurde gemeistert.

Wolfgang W. Haas
Commodore

Freitag, 18.05.07

Heute geht die Reise endlich los! Gestern, am späten Nachmittag wurde das gesamte Gepäck von immerhin drei Personen, einschließlich Lebensmittel und pfandfreier Getränke in Dosen, im Auto verladen. Um auch wirklich alles unterbringen zu können, wurde schon auf dem Vorwege ein Dachgepäckträger mit einem Koffer, so groß wie ein mittlerer Sarg, installiert. Nur mit größter Anstrengung konnte es schließlich gelingen, alles so zu verstauen, dass der Kamerad Willi auf der verbliebenen knappen Hälfte der hinteren Sitzbank des Autos noch einigermaßen bequem sitzen konnte.

Gegen 06.00 Uhr sitzen die Kameraden im Auto. Wir fahren los. Auf der Autobahn geht es flott voran. Schon bald liegt Aachen hinter uns. In Belgien wird der Tank noch einmal preiswert mit Diesel gefüllt. Willi nutzt die Pause um schell eine Zigarette zu „stoßen“. Eine angenehm weibliche Stimme aus dem Navigationsgerät leitet uns fehlerfrei weiter durch Belgien nach Frankreich. In einem Motel an der Autobahn wird ausgiebig gefrühstückt. Das Frühstücksbüfett ist reichlich und verleitet durchaus, etwas mehr zu essen. Einzig zu beanstanden waren die Rühreier. In der Konsistenz einer Haferschleimsuppe hätte man die Rühreier durchaus trinken können. Geschmacklich erinnerten diese fatal an einen schlecht gelungenen Vanillepudding.

Auf angenehm wenig befahrenen Autobahnen geht es weiter durch Frankreich. Es passiert nichts, was besonders erwähnenswert wäre. Ein paar kurze Pinkelpausen, Willi „stößt“ dann immer eine, schon geht die Fahrt weiter.

Wir kommen St. Malo allmählich näher. Plötzlich sehen wir rechts der Autostrasse in einiger Entfernung, im leichten Dunst gut erkennbar, die Insel Mont St. Michel. Ein phantastischer Anblick. Wir sind schnell einig, dass Zeit eingeplant werden muß, um Mont St. Michel einen Besuch abzustatten.

Nach absolut angenehm und stressfrei zurückgelegten 850 km erreichen wir St. Malo. Die freundliche Dame im Navi geleitet uns bis in unmittelbare Nähe des Port des Bas Sablons. Schnell ist das Charterbüro Naviloc gefunden. Wir bitten um Hilfestellung bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten. Das freundliche Naviloc- Personal bietet uns ein kleines, derzeit nicht verchartertes Schiff kostenlos für die Übernachtungen an. Wir stimmen erfreut zu, als man uns erklärt, dass dies zum Service gehört. Natürlich revanchieren wir uns mit einem entsprechenden Trinkgeld.

Ein zum Hafen gehörender, ausreichend großer Parkplatz ist - man höre und staune- absolut gebührenfrei! Wir parken dort frei von Abzockerei, die ganze Woche, ohne dass es zu Beschädigungen, Aufbrüchen oder Vandalismusschäden kommt.

Wir verstauen das nötige Gepäck und einige Getränke für die ersten beiden Übernachtungen auf dem uns zur Verfügung gestellten Schiff.

Wir sehen uns in Hafennähe ein wenig um. Ein Bäcker für die Frühstücksbaguettes ist schnell gefunden. Das Abendessen, gut aber nicht ganz billig, wird im Hafenrestaurant eingenommen. In paar Bierchen noch auf dem Schiff und der Tag geht allmählich zur Neige. Und so fallen wir in einen tiefen, aber geräuschvollen Schlaf.

 

Samstag, 19.05.07

Das Frühstück fällt heute etwas dürftig aus, was natürlich die absolute Ausnahme bleiben soll. Die Baguettes aus der Bäckerei schmecken ausnahmsweise mal ohne Zubehör, während wir, Clochards gleich, auf einer Parkbank sitzen. Wilfried hat in einem Laden knochenharte, aber
sehr schmackhafte Salami besorgt. Den Kaffee trinken wir später in der seit gestern bekannten Hafenkneipe.

Wir entschließen uns, den Mont St. Michel zu besuchen. Auch bei Einsatz von gleich zwei Navigationsgeräten gelingt es uns auf Grund gewisser Interpretationsprobleme nicht sofort, den richtigen Weg zu finden. Das Malheur ist jedoch bald behoben, es hat uns nicht wirklich aufgehalten.

Wir erreichen Mont St. Michel, ein großer Parkplatz steht zur Verfügung. Vor der am späteren Nachmittag einsetzenden Flut informieren diverse Warnschilder. Der Parkplatz wird dann bald überschwemmt sein. Wir haben mehr als ausreichend Zeit.

Der Mont St. Michel ist eine Felseninsel und liegt etwa 1 km vor der Küste. Ein Damm verbindet die Insel mit dem Festland. Die Stadt Mont St. Michel wurde schon im Jahre 708 gegründet, das ebenfalls auf der Insel befindliche Benediktinerkloster wurde in der Zeit vom 11. bis 16. Jahrhundert errichtet. Mont St. Michel ist nur 55.000 m2 groß, der Umfang beträgt gerade mal 830m. Im Mittelalter lebte die Insel von Pilgern, heute vom Tourismus. 3.5 Mio. Menschen besuchen jährlich Mont St. Michel. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der Unesco an. (Stoffquelle: Diverse Literatur, Internet)

Wir schlendern durch Mont St. Michel. Runde um Runde geht es immer höher. Die Aussicht rundum ist gewaltig. In einer kleinen Kapelle ruhen wir ein wenig aus. Dem Kloster hätten wir natürlich gerne einen Besuch abgestattet. Auf Grund der überlangen Touristenströme und Schlangen mussten wir auf dieses Ansinnen verzichten.

Zwischendurch essen wir so eine Art Bockwurst mit Pommes. Nichts besonderes, aber als Zwischenmahlzeit ausreichend. Der Hunger wird einigermaßen gestillt. Wir schlendern weiter durch den Ort. Alle Gebäude und Sehenswürdigkeiten sind baulich in bestem Zustand. Noch bevor die ersten Kameraden fußkrank werden gehen wir langsam zurück zum Parkplatz. Noch ein paar Blicke zurück und wir fahren wieder Richtung St. Malo.

Wieder zurück in St. Malo, treffen wir schon bald auf die Kameraden Wolfgang Ilmer aus Bad Oldesloe und Peter Kuls aus Grimmen, Nähe Rostock: NAVIGARE-International!
Ebenfalls am Nachmittag treffen die Kameraden Horst Bester, Lothar Wolken und Ingolf Hünich ein.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch eine Weile in gemütlicher Runde auf „unserem“ provisorisch zum übernachten übernommenen Schiff, trinken in aller Ruhe noch ein paar gut gekühlte Dosen Bier.

Sonntag, 20.05.07

Wir können den Tag in aller Ruhe angehen lassen, ausschlafen, duschen. Die sanitären Einrichtungen sind übrigens in allerbestem Zustand. Deren Benutzung ist, man höre und staune, für Hafenlieger kostenlos.

Das Frühstück fällt heute endlich mal wieder gewohnt üppig aus. Frische Baguettes vom Bäcker und alle möglichen Beläge: diverse Wurstsorten, Käse, Eier, Marmelade u. s. w. bereichern natürlich jedes Frühstück. Die Übernahme der gebuchten Yachten ist erst für den späteren Nachmittag vorgesehen, so dass wir heute, .wie bereits vorgeplant, die Altstadt von St. Malo besichtigen können.

Nach dem Frühstück ist noch „rein Schiff‘ angesagt und schon machen wir uns auf den Weg. Wir schlendern um den Yachthafen herum in Richtung Schleuse, In die Schleuse laufen gerade ein paar Schiffe ein, so dass wir ein paar Minuten warten müssen, bis die zur Schleuse gehörende Brücke wieder geöffnet wird. Über die Brücke führt uns die Straße direkt zur historischen Altstadt.

Saint Malo entstand im 12. Jahrhundert mit dem Bau einer mächtigen Wehrmauer, die der Stadt Jahrhunderte lang Sicherheit und Unabhängigkeit bot. Seine Blütezeit erreichte St. Malo imI6.Jahrhundert. Durch Fischfang und Handel erlangte St. Malo Wohlstand. 1590
wurde sogar eine eigene Republik ausgerufen.

Im August 1944, die Alliierten waren bereits unweit in der Normandie gelandet, wurde St. Malo durch Bombardierung weitgehend zerstört. Der damalige Festungskommandant, Oberst Andreas von Aulok hatte sich lange geweigert, zu kapitulieren.

St. Malo wurde in den fünfziger Jahren nach alten Plänen und Abbildungen nahezu originalgetreu wieder aufgebaut. Das heutige St. Malo, 52.700 Einwohner, ist neben einem Touristenort auch ein wichtiges Industriezentrum. (Stoffquelle: diverse Literatur, Internet)

Wir stehen vor der gewaltigen Stadtmauer, gelangen allmählich in die Altstadt. Langsam gehen wir durch die Straßen, besichtigen den Dom. Später schlendern wir an der Seeseite der Stadt über die Festungsmauer. Die Aussicht ist phantastisch. Es werden eine Menge Fotos geschossen. Wir sind beeindruckt von Größe und gutem Zustand der Altstadt. Wir gehen zurück zu unserem Yachthafen Port des Bas Sablons.

Am Nachmittag kommen die noch fehlenden Kameraden Wolfgang Kaninekens und Rainer Dissen an. Später werden uns endlich unsere Yachten übergeben. Die eigentliche Abnahme soll Montag früh erfolgen. Wir richten uns ein, füllen den Kühlschrank. Die Kojen werden verteilt. Langsam wird es gemütlich auf den Yachten.

Zum Abendessen sind wir heute in einem kleinen, saugemütlichen Restaurant im Ort, etwa 10 Minuten vom Hafen. Tatsächlich bekommen wir nach einigem hin und her für unsere recht große Truppe, immerhin 11 Kameraden, gute Plätze. Das Fleisch wird auf offenem Feuer in einem Kamin gegrillt. Alles schmeckt ausgezeichnet.

Nach dem Essen geht es zurück auf die Yachten. Ein paar Dosen inzwischen gut gekühlten Bieres, der Abend geht allmählich zu Ende.

Montag, 21.05.07

Nach einem, wie gewohnt opulentem Frühstück, beginnen wir mit der technischen Abnahme unserer Yacht. Draußen regnet es in Strömen. Schon nach wenigen Metern auf dem Steg ist man pitschenass. Wir hoffen natürlich inständig auf besseres Wetter, so wie es in den unterschiedlichsten Langzeitwetterberichten ankündigt worden ist. Es sollte wenigstens aufhören zu regnen.

Die technische Abnahme der Yacht beginnt mit dem Motor. Die Verkleidung wird soweit wie möglich entfernt, um einen besseren Überblick zu haben. Die Motorbilge ist trocken, Filter und Ölwanne ebenfalls, der Keilriemen ist ohne Verschleißerscheinungen, auch Keilriemenspannung und Motorölstand sind o. k. Es folgt der Probelauf: Kühlwasser tritt korrekt aus, der Motor nimmt auch in noch kaltem Zustand willig Gas an, die Abgasfarbe ist o. k., die Schaltung ist nicht zu beanstanden.

Wir prüfen die technische Ausrüstung auf Vollständigkeit. Das Großsegel wird gesetzt, die Genua ausgerollt. Die Segel sind in allerbestem Zustand. Sie werden im Wind gut stehen. Schiffspapiere ‚ Seekarten, Navigationsgeräte und Revierunterlagen sind vollzählig und o. k.
Die Übergabe ist mit den Unterschriften der Skipper und des Naviloc- Technikers Marc erledigt. Die Kautionen werden noch hinterlegt. Es könnte endlich losgehen.

Es wird allmählich Mittag. Das Wetter ist eher noch schlechter als an Morgen. Der Regen hat nicht nachgelassen. Nach kurzem Gespräch mit Skipper Horst Bester und seiner Crew verständigen wir uns schwerem Herzens darauf, einen Hafentag einzulegen. Das ist bei NAVIGARE noch nie passiert!

Smutje Wilfried beginnt mit den Vorbereitungen für ein üppiges Festmahl. Es gibt das NAVIGARE- Traditionsgericht: Reibekuchen! Kartoffeln und Zwiebeln sind schnell geschält. Das ganze wird zu einem Teig gerieben, ein paar Eier noch dazu, kräftig mit Pfeffer und Salz
gewürzt, und schon ist der Reibekuchenteig fertig.

Die ersten Reibekuchen brutzeln in der Pfanne. Was für ein Duft! Den Kameraden läuft das Wasser im Mund zusammen. Die Reibekuchen werden diesmal außergewöhnlich individuell gegessen: pur, auf Schwarzbrot, mit Lachs, Zucker oder, man höre und staune: mit Mayonnaise! Nun ja, wenn‘s schmeckt. Es erscheint doch eher ein Versuch der Selbstmast zu sein.

So langsam essen sich die Kameraden an die Schmerzgrenze. Die Reibekuchen schwimmen in reichlich Bier. Ausnahmsweise wird als Abschluss auch mal ein Schnaps getrunken. So wird das Ganze gut verdaulich. Mit Spülen, Aufräumen, Klönschnacks ‚ noch ein paar Bierchen und der Tag geht allmählich zu Ende.

Dienstag, 22.05.07

Heute ist nun endlich unser erster Segeltag. Die Mannschaft ist wohlauf. Das Wetter: trocken, Wind 3 — 4, später 5, Sicht etwas diesig aber problemlos. Nichts kann uns mehr aufhalten. Endlich geht es los! Unser Tagesziel ist der Hafen St. Hellier auf Jersey.

Wir legen gegen 9.45 Uhr ab. Die Wasserhöhe über dem Süll an der Hafenein- b.z.w. ausfahrt wird durch einen Pegel angezeigt. Die aktuelle Wasserhöhe liegt bei etwa 3,0 m über dem Süll, mehr als ausreichend für den Tiefgang unseres Schiffes von 1,80 m.

Den Hafen lassen wir schnell hinter uns. Gegen 11.00 Uhr verlassen wir bereits die engeren Fahrwasserbereiche, Wir setzen Segel, Groß und Genua 100%. Der Wind hat etwas abgeflaut, bläst ein wenig böig, so zwischen 2 und 4 Bft, die Fahrt liegt zwischen 3 und 5 Kn. Das Wetter meint es zunehmend gut mit uns. Die Sonne scheint recht kräftig.

Und so stellt sich auch heute, wie bei den Segelabenteuern der vergangenen Jahre, wieder dieses tolle Gefühl von Unabhängigkeit und grenzenloser Freiheit ein, wenn der Motor abgestellt wird und das Schiff sich in den Wind legt.

So etwa nach 14.00 Uhr muß die Fahrt leider unter Motor fortgesetzt werden, weil wir nicht ausreichend Höhe laufen können, um zu einer sinnvollen Zeit anzukommen. Bald kommt die Insel Jersey in Sicht. Die Ansteuerung von St. Hellier gestaltet sich auf Grund einer Vielzahl von Riffs und Untiefen ein wenig kompliziert. Mehr den je muß jetzt bei der Navigation mit starkem Stromversatz gerechnet werden. Wir navigieren präzise nach Karte. Gegen 18.00 Uhr laufen wir ohne Probleme in den Hafen ein.

Wir liegen bei allerbestem Wetter, trocken und warm, im Vorhafen von St. Hellier. Der nötige Mindestwasserstand im sich anschließende Yachthafen ist, wie auch St. Malo, durch ein Süll gesichert. Das hat natürlich den Nachteil, dass nur zu bestimmten Zeiten ein- oder ausgelaufen werden känn. Eigentlich wollen wir uns ja nur ein wenig umschauen, mal durch die Stadt gehen, sehen wo es morgen früh die frischen Baguettes für‘s Frühstück gibt.

Beim Rundgang durch die insgesamt eher moderne Stadt, man lebt von Bankgeschäften und Tourismus, entdecken wir einen akzeptablen Supermarkt, mehrere Bäckereien, natürlich auch Geldautomaten, um die nötigen Pound einzuwechseln. Die Banknoten tragen die Aufschrift: „The States of Jersey“, man hat also unabhängig von England, eine eigene Währung. Die englische Königin ist trotzdem auf den Noten abgebildet.

Noch beim Spaziergang durch den Ort erreicht uns ein Anruf des Kameraden Wolfgang K. von der Yacht „ Fri — Furch III“ unter Skipper Horst Bester. Man wäre soeben angekommen und hätte durch ein missglücktes Anlegemanöver unsere Yacht beschädigt. Wir sollten zum Schiff kommen. Da Wolfgang K. als Spaßvogel bekannt ist haben wir die Sache zunächst nicht ganz so ernst genommen. Erst nach einem weiteren Telefonat zu einem späteren Zeitpunkt entschlossen wir uns, zum Schiff zurückzukehren.

Was war passiert? Der Rudergänger der „Fri- Furch III“ wollte das Schiff, nachdem die Anlegeposition erreicht war, aufstoppen. Offensichtlich lies sich der Rückwärtsgang nicht schalten und das Schiff fulV mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Die dabei durch die folgenden Kollisionen entstandenen Schäden hielten sich jedoch in Grenzen, es ist kein Personenschaden zu beklagen. Mit den Sachschäden setzten wir uns morgen auseinander.

Mittwoch, 23.05.07

Nach einem, wie gewohnt ausgiebigem Frühstück beginnen wir mit der Schadensaufnahme, nachdem wir uns gestern nur grob damit beschäftigt haben. Ursächlich für den Schaden ist die Fri- Furch III zunächst einmal verantwortlich. Erstaunlicherweise hat sie selbst nichts abbekommen. An unserer Etoile du Tregor sind zwei Relingstützen und etwas Spanndraht zu ersetzen. Dieser Schaden hält sich also in Grenzen. Etwas schlechter abgeschnitten hat ein nahebei liegender Katamaran. Er musste die Restfahrt der Fri- Furch III abbremsen. Dadurch kam es zu Schäden an den beiden Rümpfen und am Beiboot. In Geld ausgedrückt ist auch hier kein Riesenschaden entstanden.

Die Abwicklung des Schadens am Katamaran zog sich hin. Verständlicherweise wollte der Skipper, um nicht auf dem Schaden sitzen zu bleiben, Garantien des Vercharterers. Im Laufe des Tages konnte jedoch eine zufriedene Lösung gefunden werden.

Etwas kompliziert gestaltete sich die Funktionsprüfung des Schalthebels. Unser Charterbüro Naviloc beauftragte einen Fachmann von Volvo Penta, der jedoch keinen Fehler feststellte.
Man einigte sich darauf, dass Naviloc einen Profiskipper anreisen lässt, der die Fri-Furch III verantwortlich am Donnerstag nach St. Malo überführt.

Da wir wegen der Schadensabwicklung einen Hafentag einlegten, beschäftigten wir uns mehr als geplant mit St. Hellier. Noch am Vormittag besuchten Ingolf und Wolfgang H. das Hafenmuseum. Eine Menge sehenswerter maritimer Altertümchen sind da zusammengetragen worden. Eine Abteilung beschäftigt sich mit der Besatzung durch deutsche Truppen von 1940 bis 1945.

Wir mussten uns etwas sputen. Smutje Wilfried hat schon frühzeitig für ca. 1.00 Uhr das Mittagessen angekündigt. Es gab Kasseler Braten, Sauerkraut, Kartoffelpüree, Röstzwiebeln.
Das hat allen geschmeckt, da ist nichts übrig geblieben. Kompliment an Wilfried.

Am Nachmittag besuchen wir die viktorianischen Markthallen. Eine tolle Atmosphäre, ein riesiges Angebot an Obst, Gemüse, Blumen, mitten drin ein gemütlich plätschernder Goldfischbrunnen. In ebenfalls viktorianischem Stil ist eine Straße weiter die Fischhalle mit den Früchten des Meeres: Krabben, Langusten, Hummer, Austern, Muscheln und alle nur denkbaren Fische in der Auslage.

Später fahren wir mit einer Minibahn durch St. Hellier und Umgebung. Alles adrett, eher modern, wenig Historisches ist zu entdecken. Unsere Zeit ist wie immer begrenzt. Will man mehr von Jersey entdecken, so muss man natürlich schon ein paar Tage bleiben.

Bald geht der Tag zur Neige. Höchste Zeit für das Abendessen. Smutje Wilfried hat Bockwurst an Nudelsalat vorbereitet. Alle hauen rein, als hätte man den ganzen Tag hart amWind gesegelt. Macht ja nix, morgen ist auch noch ein Tag.

Noch ein paar Bierchen mit den Kumpels von der Fri-Furch III, dazu etwas unvermeintliches Seemannsgarn und langsam aber sicher geht ein Tag zu Ende.


Donnerstag, 24.05.07

Wir beginnen den Tag mit einem guten und reichlichen Frühstück. Das Wetter meint es mal wieder gut mit uns. Blauer Himmel, Wind zunächst 2-3 Bft. aus Nord, später auf West drehend. Damit können wir durchaus leben.

Gegen 10.00 Uhr laufen wir aus. Tagesziel ist der Hafen St. Peter Port auf Guernsey. Das für heute geplante Etmal beträgt etwa 35 Sm. Gegen 11.00 Uhr setzen wir Segel. Der Wind hat etwas zugenommen: so um 3-4 Bft. Bei diesen leichten Winden ist sehr schön zu segeln. Die Segel sind in allerbestem Zustand, sie stehen phantastisch. Die Fahrt unter Segeln liegt immerhin bei bis zu 7,5 Kn. So kommen wir gut voran.

Zwischendurch ruft Kamerad Horst Bester an. Der Monteur hat noch einmal Getriebe, Kupplungs- und Gasgestänge überprüft, nach einiger Zeit jedoch aufgegeben. Ein ProfiSkipper ist von Naviloc in Marsch gesetzt und auf dem Wege, besser gesagt: auf einer Fähre und wird gegen Mittag eintreffen.

Um die Mittagszeit duftet es schon wieder würzig aus der Kombüse. Heute gibt es Bratwurst an Bohnen mit Speck und Zwiebeln, dazu Bratkartoffeln. Es wird abwechselnd gegessen, weil die Fahrt ja weiter geht und trotzdem alle satt werden wollen. Auch diesmal wieder großes Kompliment an Wilfried. Der Mann hat gut gekocht!

Guernsey ist längst in Sicht. Wir korrigieren den Kurs etwas nach Ost, um später problemlos in das Fahrwasser zwischen Guernsey und Herrn einlaufen zu können. Auf Grund der hervorragend stehenden Segel laufen wir eine sagenhafte Höhe. Die Ansteuerung von St. Peter Port ist recht einfach, weil hier keinerlei Hindernisse in Form von Untiefen, Felsen oder Riffe zu berücksichtigen sind.

Problemlos laufen wir gegen 17.00 Uhr in St. Peter Port ein. Der Hafenmeister weist uns einen Platz an einem schwimmenden Schlengel ohne Landverbindung zu. Wir machen fest und trinken langsam bei sonnigem Wetter ein Bierchen. Inzwischen wird das Beiboot klargemacht. Der Motor wird befestigt und schon kann der Fährbetrieb beginnen.

Ingolf versucht sich ebenfalls als Fährmann. Er scheitert zunächst am Sprithahn. Ein Kamerad bemerkt süffisant, ohne Motor ist leichter zu rudern. Ingolf gibt jedoch nicht auf und schon bald geht die Fahrt unter Motor weiter. Manchmal sitzen mehrere Kameraden mit größerer Körperfülle in dem kleinen Boot, so dass das ohnehin geringe Freibord auf nur noch wenige cm reduziert wird. Eine kleine Welle nur — und das Boot steht voll Wasser.

Wir schlendern durch St. Peter Port. Im Ort begegnet einem überall dieser typische englische Flair. Am Hafeneingang liegt der historische Ortsteil mit einer beachtlichen Burganlage. Für weitergehende Besichtigungen bleibt leider auch diesmal keine Zeit.

In einem Supermarkt kaufen wir ein. Aufschnitt, Eier, Brot, so alles mögliche an Vorrat muss mal wieder vervollständigt werden.

Nach getanen Einkauf schippert Fährmann Rainer Dissen Männer und Tüten sicher und frei von Seenotfall wieder zu unserem Schiff zurück.

Freitag, 25.05.07

Wir starten den Tag mit einem kräftigen Seemannsfrühstück: Rühreier mit Speck undZwiebeln. Unser Tagesziel heute: die Inselwelt Iles Chausey, ein Etmal von etwa 50 Sm ist zu
bewältigen. Das Wetter ist kaum zu beanstanden, es ist warm, die Sonne scheint, nur der Wind schläft offensichtlich noch.

Gegen 8.00 Uhr legen wir ab. Zunächst einige Zeit Fahrt unter Motor. Das nervt einen alten Segler und Salzbuckel gewaltig. Bald kommt Jersey in Sicht. Inzwischen sind die Segel gesetzt. Weiter geht die Fahrt ohne besondere Vorkommnisse voran, der Schiffsverkehr hält sich in Grenzen. Wir beobachten einige Fähren. Achterlich kommt eine Schnellfähre mit hoher Geschwindigkeit auf. Noch bevor wir in irgendeiner Weise reagieren müssen, dreht diese in Richtung St. Hellier auf Jersey ab.

Langsam kommen wir dem Tagesziel Iles Chausey näher. Das etwa zwölf Quadratseemeilen große Revier aus Felsen und Riffen wirkt wie eine Mondlandschaft. Die größte Insel des Reviers, die „Grande Ile Chausey“ wird von rund 100 Seelen bewohnt, die von Fischfang und den Tourismus leben.

Wir befinden uns jetzt unmittelbar vor der Einfahrt in die Inselwelt. Am Abend zuvor wurde schon die passende Seekarte zurechtgelegt und eine einigermaßen günstige Passage ausgewählt. Der Wind nimmt jetzt erheblich zu. Die Durchfahrt ist unter Segeln nicht zu machen, also runter mit den Lappen und fest laschen.

Unter Motor passieren wir den „La Grande Entree“. Erst bei der nötigen Kurskorrektur stellen wir den enormen, vorherrschenden Strom fest. Wir fahren mit einem Vorhaltewinkel von gut 300 in Richtung der ersten kardinalen Tonne. Die gesamte Durchfahrt ist mit kardinalen
Tonnen bezeichnet. Die Sicht ist gut, also bei der Tonnensuche keine Probleme.

Gleichzeitig navigiert Ingolf an der Seekarte, prüft und korrigiert die Abweichungen vom Tonnenstrich. Die Durchfahrt durch die Inseln und Rufe entwickelt sich recht spannend. Bei der terrestrischen Navigation haben wir die nötige Sicherheit und Routine. Nach etwa 1,5 h ist die Passage durch die Iles Chausey fehlerfrei geschafft. Ein wenig stolz dürfen wir schon sein. Nicht so viele Sportbootcrews werden eine solche Durchfahrt wagen.

Wir segeln an der südlichen Grenze der Iles Chausey entlang. Wir finden weder auf Sicht, noch in der Literatur, noch in der Seekarte geeignete Ankerplätze oder Möglichkeiten, anzulegen. Gleichzeitig nimmt der Wind zu. Das Wetter insgesamt wird ungemütlich. Dies führt schon bald zu der Entscheidung, die letzte Etappe, ca. 22 Sm nach St. Malo, in Angriff zu nehmen.

Also Kurs St. Malo. Es entwickelt sich noch einmal ein toller Ritt auf den Wellen unter vollen Segeln und kräftigen Wind, ca 5 Bft. Die Ansteuerung auf St. Malo ist nicht so sehr anspruchsvoll. Auch die Tide meint es heute gut mit uns. Die Wasserhöhe lässt eine sichere
Einfahrt in den Hafen zu.

Die Übergabe der Yachten an Naviloc am Samstag verläuft ohne Schwierigkeiten, die Rückreise am Sonntag ebenfalls.

Und: schön war‘s doch!!!